Alte Flußschleifen der Ahr bei Altenburg und Mayschoß

Egon Specht

Im mittleren Ahrtal entstanden, vermutlich während der letzten Eiszeit, die vor ca. 15 000 Jahren zu Ende ging, zwei Umlaufberge, nämlich bei den Flußschlingen von Altenburg und Mayschoß. Hier verlief die Ahr in früherer Zeit ganz anders, als sie es heute tut.

Da in Flußbiegungen (Mäandern) das Wasser von der Mitte in Richtung auf den Außenbogen gedrückt wird, entsteht dort (am Prallhang) eine Abtragung (Erosion) des Hanges. Der Prallhang wird unterspült, wodurch im Laufe der Zeit die hängenden Felspartien herabstürzen und vom Wasser wegtransportiert werden. Durch die Hangabtragung auf beiden Seiten eines Mäanderhalses erfolgt eine gegenseitige Annäherung der benachbarten Prallhänge. Schließlich wird der Hals durchbrochen und dadurch der Flußlauf verkürzt.

An der Durchbruchstelle des Flusses entstehen dann je nach dem Höhenunterschied zwischen Anfang und Ende des ehemaligen Flußbogens größere oder kleinere Stromschnellen, da hier ein Gefalle entstanden ist. Hier setzt nämlich rückschreitende Erosion ein, d. h. der Fluß gräbt sich mit der Zeit nach rückwärts tiefer ein. Der auf diese Weise stillgelegte ehemalige Flußbogen wird so zu einem Trockental.

Früherer Verlauf der Ahr Heutiger Verlauf der Ahr

Burgberg bei Altenburg

Ein solches Trockental gibt es bei Altenburg. Heute steht hier die Hauptschule Altenahr und viele Familien bauen sich ihr Haus in das ruhig gelegene, vom Durchgangsverkehr nicht berührte Tal.

Der kleine Berg, um den herum die Altenburger wohnen, war früher einmal ein Ausläufer (Sporn) der Ditschhardt. Zu dieser Zeit umfloß die Ahr den ganzen Sporn. Der Sporn bildete für die aus westlicher Richtung kommende Ahr einen Prallhang, durch welchen sie nach Süden auf den Fuß des Hornberges zu gedrückt wurde. Unterhalb des Hornberges weiterfließend wurde die Ahr dann durch einen weiteren Prallhang wieder zurück auf den Sporn gedrückt, wo ebenfalls wieder ein Prallhang entstand. So hatten sich zu beiden Seiten des Sporns Prallhänge gebildet, die sich schließlich so nahe kamen, daß die Ahr hier einen Durchbruch schaffte. Sie floß jedoch so dicht an dem nun entstandenen Umlaufberg vorbei, daß hier zu Zeiten der Besiedlung nicht viel Platz für einen Verkehrsweg blieb, wie er heute mit der Bundesstraße hier verläuft.

Im Laufe der Jahrhunderte hat der Mensch diesen natürlichen Durchbruch verändert. Vermutlich wurde bereits im frühen Mittelalter durch Gesteinsabtragung das Flußbett an dieser Stelle etwas tiefer gelegt, um die sumpfige alte Flußschleife für eine landwirtschaftliche Nutzung zu gewinnen. Nachhaltige Veränderungen brachte vor allem der Bau der ersten Verkehrsstraße durch das Ahrtal im Anfang des 19. Jahrhunderts, wie auch der Ausbau der Bundesstraße 257 vor wenigen Jahren in die natürliche Situation weiter eingriff.

Umlaufberg Etzhardt bei Mayschoß
Fotos: Kreisbildstelle

Bei Mayschoß umfloß die Ahr in früherer Zeit die Etzhardt, einen steil aufragenden Felsrücken. Noch heute kann man von der Ruine Saffenburg oder von der Höhe des Mönchsberges den ehemaligen Flußlauf zwischen Ümerich und Etzhardt, vorbei am Mönchsberg und wieder zurück zum Fuße des Berges, auf dem im Mittelalter die Saffenburg entstand, erkennen.

Ferner zeigen die Stromschnellen deutlich, wo die Ahr den Mäanderhals durchbrochen hat. Die Etzhardt wurde zu einem Umlaufberg. Inzwischen haben sich die Stromschnellen durch rückschreitende Erosion bereits um etwa 30 bis 40 m flußaufwärts verlagert.

In einem solchen vom Fluß verlassenen Tal steht der Grundwasserspiegel sehr hoch, was früher hinsichtlich der Bebauung große Probleme mit sich brachte, dank der modernen Bautechniken jedoch kein Hindernis mehr darstellt.

Früherer Verlauf der Ahr Heutiger Verlauf der Ahr
Zeichnungen: Specht

So ist die Mayschosser Flußschleife wie die in Altenburg in den letzten Jahrzehnten bevorzugtes Baugebiet geworden. Im von der Ahr verlassenen grünen Wiesental befinden sich heute ein Campingplatz und eine größere Zahl von Wohnhäusern.