Wahljahr 1979

Hans Josef Moeren

Das Jahr 1979 kann in Rheinland-Pfalz als ein Wahljahr bezeichnet werden, standen doch innerhalb von drei Monaten drei Wahlen an, nämlich am 18. März die Landtagswahl und am 10. Juni die Wahl des europäischen Parlaments, kurz Europawahl genannt, und die Kommunalwahlen. Diese kurze zeitliche Folge von Wahlen der verschiedensten Gremien ermöglicht daher interessante Vergleiche im Wahlverhalten der Staatsbürger.

Landtags-, Europarats- und Kreistagswahl

Auf der Ebene des Landkreises Ahrweiler lassen sich die Ergebnisse der Landtags-, Europarats- und Kreistagswahl aus der folgenden Übersicht ablesen, wobei auch die prozentualen Veränderungen, auch im Vergleich zu früheren Jahren, dargestellt sind (EW = Europa-, BTW = Bundestags-, LTW = Landtags-, KTW= Kreistagswahl);

Wahlbe-
teiligung

CDU

SPD

FDP

Sonstige Parteien

%

Sitze

%

Sitze

%

Sitze

%

LTW 79

81,6

67,0

27,2

5,2

0,6

EW 79

78,1

66,4

25,6

5,0

3,0

KTW79

78,2

65,2

27

28,4

12

6,4

2

-

KTW74

80.5

72,1

30

20,5

8

7,4

3

-

LTW 75

81,0

72.5

22,7

3.8

1,0

BTW 76

92,7

68.0

25,5

6,0

0,5

Veränderung von
LTW 75 zur LTW 79

-5,5 +4,5 +1,4 -0,4

KTW 74 zur KTW 79

-6,9 -3 +7,9 +4 -1,0 -1 -

LTW 79 zur EW 79

-0,6 -1,6 -0,2 +2,4

EW 79 zur KTW 79

-1,2 +2,8 +1,4 -3,0

LTW 79 zur KTW 79

-1,8 +1,2 +1,2 -0,6

Diese Ergebninsse zeigen, daß

Gemeinderatswahl

Um die Besetzung der 746 Gemeinde- und Stadtratssitze im Kreis Ahrweiler, davon 634 in Ortsgemeinden, sowie der 112 Sitze in den Verbandsgemeinderäten, bewarben sich neben CDU, SPD und FDP noch 36 Wählergruppen.

Während CDU und SPD für die Wahl aller Räte in den verbandsfreien Städten und in der Gemeinde Grafschaft sowie in den vier Verbandsgemeinden kandidierten, hatte die FDP für die Wahl des Stadtrates von Remagen und des Verbandsgemeinderates Altenahr keine eigenen Wahlvorschläge eingereicht. Hinzu kamen noch 7 Wählergruppen.

Für die Gemeinderatswahl in den 70 Ortsgemeinden hatte die CDU 25, die SPD 17 und die FDP 5 Wahlvorschläge neben 29 Wahlvorschlägen von Wählergruppen eingereicht. Das bedeutete, daß nur in 24 Ortsgemeinden Verhältniswahl, dagegen in 46 Ortsgemeinden Mehrheitswahl stattfand, davon in 5 Ortsgemeinden, weil nur ein Wahlvorschlag eingereicht wurde (3 von der CDU und 2 von Wählergruppen).

Nach der Größenklasse lassen sich die Ortsgemeinden mit Mehrheits- und Verhältniswahl wie folgt einteilen:

Größe der Gemeinde (Einwohner)

Zahl der Ratsmit-
glieder

Zahl der Gemeinden

Gesamtzahl der Mandate

Zahl der Gemeinden

Gesamtzahl der Mandate

Mehrheitswahl Verhältniswahl
bis 300

5

25

125

-

-

mehr als 300- 500

7

10

70

5

35

mehr als 500-1000

11

9

99

7

77

mehr als 1000-2500

15

2

30

8

120

mehr als

19

-

-

3

57

mehr als 5000-7500

21

-

-

1

21

46

324

24

310

51,1 %

48,9 %

Bei den Wahlen in den 24 Ortsgemeinden mit Verhältniswahl nahmen die CDU in 22, die SPD in 17 und die FDP in 5 Ortsgemeinden mit eigenen Listen neben 27 Wählergruppen teil, Dabei errangen die CDU insgesamt 165, die SPD 72 und die FDP 2 Mandate und die Wählergruppen 71 Mandate. In drei Ortsgemein

den, nämlich Bad Breisig, Königsfeld und Schuld, scheiterte die FDP an der 5 %-Klausel. Gleichfalls konnte die FDP keine 5 % erreichen bei der Verbandsgemeinderatswahl in Adenau, Bad Breisig und Brohltal, so daß sie in keinem Verbandsgemeinderat des Kreises vertreten ist.

In den verbandsfreien Gemeinden des Kreises wurden folgende Wahlergebnisse festgestellt (G = Gemeinderats-, LTW = Landtags-, KTW = Kreistags-, EW = Europawahl):

Wahlen.gif (42547 Byte)

Das bedeutete im Vergleich zu den Kommunalwahlen 1974 bei den Gemeinderatswahlen folgende Veränderungen:

Stadt/Gemeinde

CDU

SPD

FDP

Wählergruppen

Bad Neuenahr-Ahrweiler
Remagen
Sinzig
Grafschaft

-10,3
- 5,4
- 9,9
-15,7

+8,3
+9,9
+9,8
+4,8

+0,2
-4,9
-0,4
+6,6

+ 1,8
+0,4
+0,5
+4,3

Gruppenfoto.gif (74435 Byte)

Zum Gruppenfoto stellte sich der scheidende Kreistag Foto: Kreisbildstelle

Aufgrund dieses Wahlergebnisses verlor die CDU in den Städten Remagen und Sinzig die absolute Mehrheit, während die Mehrheit in Bad Neuenahr-Ahrweiler auf nur 1 Mandat zusammenschrumpfte.

In den 4 Verbandsgemeinderäten behielt die CDU ihre absolute Mehrheit, mußte jedoch im Vergleich zur letzten Wahl Verluste hinnehmen. Hier zeigten sich folgende prozentuale Veränderungen:

Verbandsgemeinde

CDU

SPD

FDP

Wählergruppen

Adenau

-9,6

+ 9,6

_-

-

Altenahr

-6,3

. +10,3

-4,0

-

Bad Breisig

-4,6

+ 8,4

-2,3

-1,5

Brohltal

-7,5

+ 9,2

-1,7

-

Interessant ist auch der Vergleich der Wähllergunst der Parteien und der Wählergruppen. Nimmt man als Vergleichsbasis das Kreistagsergebnis, wo sich die Wähler nur zwischen den drei Parteien CDU, SPD und FDP entscheiden konnten, so ergibt sich folgender Verlust der Parteien an die Wählergruppen bei den Wahlen zu den Stadträten der drei verbandsfreien Städte, wo seit Jahren Wählergruppen die Kommunalpolitik mitbestimmen:

Bad Neuenahr-Ahrweiler CDU - 11,6 % oder 18,9 % ihrer Stimmen
  SPD - 2,0 % oder 7,0 % ihrer Stimmen
  FDP- 2,1 % oder 21,0% ihrer Stimmen
   
Remagen CDU - 10,5 % oder 17,6 % ihrer Stimmen
  SPD- 2,1% oder 6,2 % ihrer Stimmen
  FDP - 6,1 %oder 100 % ihrer Stimmen    
   
Sinzig CDU - 11,7 % oder 20,0 % ihrer Stimmen
  SPD- 2,7% oder 8,1 % ihrer Stimmen
  FDP - 1,0 % oder 12,1 % ihrer Stimmen

Daraus läßt sich allgemein entnehmen, daß die Wählergruppen nicht nur absolut sondern auch prozentual ihren stärksten Zulauf von sonst CDU-Wählern haben und die SPD-Wähler sich von Wählergruppen am wenigsten angesprochen fühlen.

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