Muscheln im Wappen

Ein neues Gemeindewappen für Ahrbrück

Harry Lerch

Wenn in Ahrbrück etwas mit Brief und Siegel zu bekunden oder zu beurkunden ist, dann geschieht das mit Wappen. Das ist ein Wappen mit drei Muscheln, und man bedenkt unwillkürlich, daß Muscheln eher für eine Gemeinde an der Nordseeküste angemessen wären. Dennoch haben Muscheln auch für die Ortsgemeinde Ahrbrück ihre logische Bedeutung, und wie sie als Pilgermuscheln nicht nur ins Wappen kamen, sondern bereits seit drei Jahrhunderten verewigt sind, das ist eine lange Geschichte.

Erzählen wir sie! Es war um 1680, als Freiherr Werner Dietrich von Friemersdorf gen. Pützfeld und seine Frau Maria Magdalena Elisabeth geb. Scheiffart von Merode zu Allner beschlossen, auf der Biebelsley eine Kapelle zu Ehren der Geburt Mariae zu bauen. Im September 1681 wurde sie vollendet, so daß im kommenden Jahr die Dreihundertjahrfeier begangen werden kann.

Woher die Muscheln? Sie sind Bestand in zwei von den vier Feldern ihres Wappens. Es sind Pilgermuscheln. Sie wurden von den Pilgern am Hute getragen. An der Stirnseite wohlgemerkt, damit jeder erkennen konnte, daß sie friedfertigen Sinnes ihre Wege gingen.

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Goldener Grund des Wappens. Oben das Querband schwarz, die Muscheln sind rot. Ein schlichtes, ansprechendes Wappen, das sich die Gemeinde Ahrbrück aus Tradition gab

Doch, diese Muscheln waren nicht nur Pilgerzeichen, sie hatten auch praktischen Zweck: sie dienten zum Wasserschöpfen, wenn die Pilger an einer Quelle rasteten.

Die Stifter dieser Kapelle hatten mit Pilgerschaften eigene Erfahrung. Es liegt nahe, daß auch die Familiengenerationen von Friemersdorf zur spanischen Wallfahrtsstätte Santiago de Compostella pilgerten, wo der Apostel Jacobus verehrt wird. Sie gehört zur spanischen Provinz La Coruna im galizischen Bergland und hat seit dem Aufkommen des Christentums die Pilger angezogen. Die Krypta birgt das Grab des Apostels Jacobus, er ist der Schutzpatron Spaniens.

Es geht die Legende, der Freiherr habe das Gelübde besiegelt, als er einmal aus Seenot Rettung fand. So oder so: die Muscheln der Pilgerfahrten zum Jacobusgrab gingen in zwei Felder seines Wappens ein. Nicht nur dies: es ist auch in die Decke der Kapelle eingebracht, in eine Stuckarbeit von schönster Farbigkeit. Es war das Allianzwappen seiner Eltern, und neben ihm glänzt auch das Wappen seiner Frau mit vier roten Pfählen auf goldenem Grund.

Diese geschichtliche Verbindung würdigte ausdrücklich der Regierungspräsident, als er mit Urkunde vom 13. Juni 1977 der Ortsgemeinde Ahrbrück das Wappen mit den Pilgermuscheln und der historischen Herkunft wie folgt genehmigte: „Unter einem erhöhten schwarzen Balken in Gold drei rote Muscheln".

In der Antragsbegründung der Ortsgemeinde Ahrbrück heißt es: „Diese drei Muscheln symbolisieren den 1969 erfolgten freiwilligen Zusammenschluß der drei Gemeinden Ahrbrück, Brück und Pützfeld zu einer Gemeinde. Der Balken versinnbildlicht eine einheitliche Verwaltung. Schwarz, Rot, Gold wurden in Anlehnung an die Bundesfarben und die Landesfarben von Rheinland-Pfalz gewählt.

Weiterhin heißt es in der Begründung: „Bei der Gestaltung des Wappens wurde weitgehend das Wappen derer von Friemersdorf, genannt Pützfeld, ehemals auf der Burg Pützfeld, nachgebildet. Das Wappen dieses Geschlechts zeigt in Silber einen schwarzen Balken, begleitet von drei schwarzen Muscheln, zwei über und eine unter dem Balken."

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An der gewölbten Decke in Stuckrelief das Ehewappen des Werner Dietrich von Friemersdorf und der Maria Magdalena Elisabeth Scheiffart von Merode mit der Jahreszahl 1681
Deutlich sind im linken Wappen die flachen Muscheln als Pilgerzeichen
Foto: Esch

Hingewiesen wird auch auf die hier schon geschilderte Muschel als Pilgerzeichen und Schöpfgefäß. In der Kunstgeschichte werden Darstellungen des Jacobus in der Plastik oder auf Gemälden mit Muscheln an seinem Hut dargestellt.

Die Muschel nahm also die Familie von Friemersdorf auf, und nun auch die drei ehemaligen Gemeinden als Sinnbild ihrer Vereinigung. So redet Geschichte, so spricht Symbolik auf lebensvolle Weise durch die Jahrhunderte. Die Würde der Kapelle ist ebenbürtig, auch ihr Zustand. In den vergangenen Jahren hat der Verwalter Rudolf Thomi dank Spenden die farbige Fassung auf harmonischen und idealen Zustand gebracht.