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Schloß und Dorf Aremberg nach Zeichnung von Roidkin um 1725.

Die Aremberger Luft macht Frauen schwanger!"

Pater P. Mansuet berichtet anno 1667

Dr. Peter Neu

Aremberg auf den Höhen über dem Ahrtal bietet einen herrlichen Rundblick über die Eifelberge. Es mag schon sein, daß die Luft auf den Aremberger Höhen frisch und gesund ist, daß sie aber "schwanger machen soll", davon redet heute niemand mehr. Und doch scheint man in früheren Jahrhunderten dieser Meinung gewesen zu sein. Was immer zu dem eigenartigen Ruf des Ortes beigetragen haben mag, wissen wir nicht. Lag es etwa an den flotten Burschen des Ortes Aremberg oder war es die Lebenseinstellung der ortsansässigen Bewohner, die zu vielen Schwangerschaften führte? Oder waren es vielleicht doch tiefere Gründe, die hier wirkten? Wir wissen es heute nicht mehr.

Nun aber müssen wir der Reihe nach berichten:

Auf der Höhe über dem Ort Aremberg stand bekanntlich das heute zerfallene Schloß der Herzöge von Arenberg. Das Geschlecht erlangte im Mittelalter und in der Neuzeit eine wahrlich überregionale Bedeutung. Das reiche Archiv der Herzöge, das heute in Belgien sicher verwahrt wird, enthält auch zahlreiche interessante Nachrichten zur Geschichte des Ortes Aremberg. In diesem Archiv befindet sich ein Schreiben vom Juli des Jahres 1667.

In diesem Schreiben heißt es: "Wir haben jetzt hier einige Adelige aus Köln, nämlich den Schwager und die Schwester des Herrn von Werll, die noch keine Kinder haben, obwohl sie schon zwei Jahre verheiratet sind. Sie haben sich überreden lassen, daß die Aremberger Luft, die den Ruf hat, daß sie die Unfruchtbaren fruchtbar macht, bei ihnen denselben Effekt haben kann wie bei der Frau Billau. Nach vielen Pilgerfahrten, die diese Frau Billau machte, um ein Kind zu gebären, weilte sie nur zehn Monate hier in Aremberg, und schon brachte sie ein Kind zur Welt. Wenn diese jungen Leute (Schwester des Statthalters von Werll aus Köln) auch hier Erfolg haben, dann wird das sicher dazu führen, daß der Ort belagert wird von jungen Frauen, die hierher kommen werden, um zwischen unseren Felsen ihre Fruchtbarkeit zu finden. Die Nähe, die wir zum Himmel haben, trägt vielleicht dazu bei, daß die Wünsche und Bitten eher erhört werden..."

Der Schreiber dieses Briefes ist der Kapuzinerpater P. Mansuet von Neufchäteau. Sein Brief ist in Aremberg am 28. Juli 1667 auf der Burg geschrieben worden, er ist gerichtet an den Herzog persönlich, der damals in Brüssel weilte. Mansuet war in Begleitung des adeligen Paters Karl von Arenberg in den sechziger Jahren in die Eitel gekommen. Karl nutzte damals einen Aufenthalt in Köln dazu, das Stammhaus der Familie in der Eifel wiederholt aufzusuchen. Er entwarf Pläne, nach denen die Burg zu einer modernen Festung ausgebaut wurde. Pater P. Mansuet de Neufchäteau, der offenbar die Bauleidenschaft des Arenbergers teilte, blieb als verantwortlicher "Bauleiter" auch noch in der Eifel, als Pater Karl bereits wieder in Brüssel tätig war.

Pater Mansuet war ein allseits interessierter Mann, er berichtete regelmäßig jede Woche mindestens zweimal nach Belgien an den Hof des Herzogs, was es aus dem kleinen Aremberg zu schreiben gab. Da wird von der Untreue Aremberger Frauen ebenso erzählt wie von einzelnen Soldaten auf der Burg, die offenbar als Schürzenjäger einen größeren Ruf erwarben als durch ihre Tapferkeit. Von den Baumaterialien, die nicht immer den Vorstellungen des gestrengen Paters entsprachen, schreibt er ebenso wie von den Handwerkern, die beschäftigt waren, oder von den Dienern, die - wie das halt so war - ihre Dienste mehr oder weniger gewissenhaft versahen.

In seinem Brief berichtet der Pater, daß der Schwager des Statthalters von Werll mit seiner Frau aus Köln angereist sei. Statthalter Johann Nikolaus von Werll war seit 1655 als "Stadthalter unseres Herzogthums Arenberg" in der Eifel tätig. Ob seine Schwester und ihr Ehemann allerdings Erfolg mit ihrem Ortswechsel hatten, wissen wir nicht. Leider verließ kurze Zeit später Pater Mansuet die Burg Arenberg, so daß er auf den Fall in späteren Briefen nicht mehr zu sprechen kommen kann. Allerdings hatte der Aufenthalt Mansuets in Aremberg ein unangenehmes Nachspiel für von Werll. Man wart dem Statthalter später vor, er habe Mansuet zu viel Vertrauen geschenkt. Der Pater habe besonders gute Beziehungen zu den Franzosen unterhalten und er sei bereits während seines Aufenthaltes in der Eifel ein französischer Spion gewesen. Der Herzog nahm allerdings seinen Statthalter in Schutz und ließ nach einer Untersuchung öffentlich erklären, daß gegen von Werll "nichts im geringsten Klagwürdiges, es seye seine Reputation, ehr und guten Nahmen betreffend!", gesagt werden könne.

Die besondere Eigenschaft der "Aremberger Luft" aber, die in dem Brief des Paters angesprochen wird, scheint heute verschwunden zu sein. Aremberg leidet in unserer Zeit unter denselben Symptomen, diewirallenthalben im Land feststellen können: zu wenig Geburten.