Der TuS Ahrweiler

Zur Geschichte des seit 1898 erfolgreichen Vereins

Karl    S a a l

Zur Geschichte des Sports im Kreis Ahrweiler

Die Geschichte des organisierten Sports beginnt im Kreis Ahrweiler Ende des vergangenen Jahrhunderts. Anfangs waren es nur einige Vereine, die sich die Körperertüchtigung nach den Vorstellungen des Turnvaters Jahn (1778-1852) auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Nach den vorliegenden Unterlagen waren dies der Turnverein Remagen von 1877 e.V., der RSV „Sturmvogel" Bad Neuenahr-Ahrweiler von 1890. der VfL 1892 Brohl e.V. und der TuS Ahrweiler '98 e.V.

Elf weitere Vereine, die heute noch bestehen, sind nach den derzeitigen Bestandslisten des Sportbundes vor dem 1. Weltkrieg gegründet worden und zwar zwei Turnvereine in Ahrweiler, zwei in Neuenahr, einer in Remagen, fünf in Sinzig und einer in Niederbreisig. Die genannten. Vereine standen nur der männlichen Jugend offen. In Sinzig gab es allerdings bereits einen Turnverein für die weibliche Jugend.

In den 1920er Jahren verfügte der Kreis Ahrweiler über einen ersten ehrenamtlichen Kreisjugendpfleger. Dieses Amt hatte Rektor Christoph Strauck (1867-1936) inne. Er betonte in programmatischen Äußerungen die besondere Wichtigkeit der Jugendpflege, zu der auch der Sport gehörte, für die schulentlassene Jugend. Seinem Einsatz ist zu verdanken, daß bis 1925 die Anzahl der Turnvereine von 12 auf 26, also um mehr als das Doppelte anstieg. In diesem Jahr bestanden außerdem noch 19 S p o r t-Vereine für die männliche Jugend im Kreis Ahrweiler: vier in Ahrweiler, einer in Ringen, zwei in Neuenahr. vier in Remagen, zwei in Sinzig, vier in Niederbreisig und zwei in Niederzissen.

Rektor Strauck hat sich auch in besonderem Maße für die Belange seines Heimatvereins, des TuS Ahrweiler 1898 eingesetzt. Ihm ist es sicherlich auch mit zu verdanken, daß der TuS Ahrweiler auf Kreisebene in verschiedenen sportlichen Bereichen eine führende und beispielsgebende Rolle gespielt hat. Es wurden u.a. Kreisturn- und Sportfeste durchgeführt und viele Kreismeisterschaften gewonnen.

Gründung des TuS Ahrweiler 1898 e.V.

Die Gründungsversammlung des Ahrweiler Turnvereins fand am 15.3.1898 statt. In der Ahrweiler Zeitung vom 24.3.1898 kann der Zeitungsbericht über dieses besondere Ereignis sozusagen als Geburtsurkunde des TuS Ahrweiler angesehen werden. Unter dem Leitspruch der Turner „Frisch, Fromm, Froh und Frei!" wird folgendes berichtet: „14 Freunde des Turnens hiesiger Stadt" trafen sich, gründeten den Turnverein und beschlossen eine Satzung. Nach dieser Satzung, auch Statuten genannt, waren die Mitglieder „Turner" und „Zöglinge" (von 14-16 Jahre alt). Jeder konnte Mitglied werden, „der sich eines unbescholtenen Lebenswandels erfreute". Anständiges Betragen in- und außerhalb des Vereins wurde jedem Mitglied zur Pflicht gemacht.

Mit welchem Elan der junge Verein seine Aufgaben wahrnahm, ist daran zu erkennen, daß dem damaligen Bürgermeister Klein (1895-1900) bereits am 16.3.1898 die Statuten und das Mitgliederverzeichnis des neuen Vereins zur Bestätigung gemäß § 2 des damaligen Vereinsgesetzes vorgelegt wurden. Am 19.3.1898 wurde die Bestätigung erteilt. Laut Protokoll vom 1.4.1898 wurden Reck und Barren in Arbeit gegeben, d.h. daß wohl heimische Handwerker mit der Herstellung dieser Geräte beauftragt wurden. Bis die Geräte aufgestellt werden konnten, versuchte man sich in den Turnstunden, die zweimal wöchentlich stattfanden, durch Freiübungen fit zu machen. Sobald man aber die Geräte benutzen konnte, verstand es Turnwart Schmidiger mit energischer und straffer Disziplin schon recht bald turnerische Erfolge zu erzielen, so daß der junge Turnverein bereits im August, also vier Monate nach seiner Gründung, beim Feuerwehrfest erstmals sein Können der Öffentlichkeit zeigen konnte. Die jungen Turner wurden dabei mit begeistertem Beifall bedacht. Dabei konnten sie gleichzeitig eine Anzahl Freunde und Gönner gewinnen, die den jungen Verein mit ansehnlichen Geld- und Sachspenden unterstützten. Dies war dem Verein und besonders den Aktiven Ermutigung und Ansporn zugleich. Das erste Turnfest des Vereins am 9.10.1898 war bereits ein großer Erfolg. In einem Bericht darüber heißt es: „Die korrekten turnerischen Vorführungen bereiteten einem großen Teil der Gäste einen neuen, zum ersten Male erlebten Genuß. Sie bestanden aus:

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Ahrweiler Zeitung v. 15.4.1899.

Aufmarsch sämtlicher Turner, Kür- und Pflichtübungen. Pyramidenstellen: den interessanten Schluß bildete ein Germanen-Waffentanz mit Musikbegleitung. Von neuem hatte sich der aufblühende Verein in der Ahrweiler Bürgerschaft viele Herzen erobert. Aber auch der klingende Erfolg des Festes ließ nichts zu wünschen übrig. Mit dem Überschuss der Einnahmen konnte der Verein nicht nur den Rest seiner Schulden bezahlen, sondern auch zur Anschaffung eines Turnpferdes schreiten".

Aufwärtsentwicklung

Leider sind die Berichte und Aufzeichnungen über den Turnverein Ahrweiler und seine Aktivitäten aus der Anfangszeit recht spärlich. Die wenigen noch vorhandenen Zeugnisse machen aber deutlich, daß reges Vereinsleben, eine gute Kameradschaft, turnerisches Talent und Begeisterung für die sportliche Ertüchtigung sowie die notwendige Einsatzbereitschaft sowohl bei den aktiven Turnern als auch bei der Vereinsführung vorhanden waren. Die Zahl der Mitglieder wuchs zunächst nur recht langsam, obwohl immer wieder neue Freunde des „edlen Turnens" gewonnen werden konnten. Durch Wegzug und Einrücken zum Militärdienst blieb jedoch die Anzahl der aktiven Turner für mehrere Jahre bei etwa 20 bis 25. Zum Gaufest am 23.7.1899 in Linz/Rhein wurden aber schon 16 Turner abgeordnet. Dabei ging es auch darum, dort Neues zu lernen, um dies daheim dem jungen Verein zunutze zu machen.

Im April diesen Jahres hatte man sich auch schon darum bemüht, die Erlaubnis zu erhalten, auf der Schützenwiese der Junggesellen-Schützengesellschaft Turnübungen „im Marschieren, Stab-, Hoch-, und Weilsprung usw." durchzuführen. Es fällt auf, daß dem damaligen patriotischen Nationalgefühl entsprechend das Üben für den Militärdienst und die Verteidigung des Vaterlandes mit ein Impuls für das aktive Turnen war. Deshalb wurde sowohl den angehenden Rekruten als auch den zum Wehrdienst einberufenen Mitgliedern besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Es bestand zeitweilig sogar eine eigene Rekrutenriege, in der vornehmlich das Exerzieren geübt wurde. Daß dies das besondere Wohlwollen der Politiker fand, kann man sich unschwer vorstellen.

Deshalb war man auch sicher gern bereit, zusammen mit dem kameradschaftlichen Verein am 27. Januar 1901 den Kaisergeburtstag zu feiern und dabei das turnerische Können wiederum einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen.

Im Jahr 1904 konnte eine Vereinsfahne mit Unterstützung der Stadtverwaltung und der Bürgerschaft angeschafft werden. Am 10.7. diesen Jahres wurde sie eingeweiht. Die auf der Fahne angebrachte Devise lautete: „Ein freies Volk voll Einigkeit und Kraft, Sei das Panier der Deutschen Turnerschaft".

Im Juli 1907 schloß sich der Turnverein Ahrweiler dem Sieg-Rheingau der Deutschen Turnerschaft an. Damit hatte sich der Verein sowohl nach innen als auch nach außen endgültig etabliert.

Im gleichen Jahr übernahm nach einigen Wechseln in der Vereinsführung Hein Mies das Amt des Präsidenten. Da er dieses Amt 26 Jahre lang inne hatte, gelang es ihm mit entsprechendem Einsatz zu einer stetigen Aufwärtsentwicklung beizutragen. So konnte der Turnverein Ahrweiler bei seinem Stiftungsfest am 17.8.1908 mit 60 aktiven Turnern antreten.

Einen besonderen Höhepunkt erlebte der Verein bei der Durchführung des 27. Gauturnfestes vom 6. bis 8.8.1910 in Ahrweiler. Neben den Turnkämpfen und einem großen Schauturnen fand ein Festzug durch die Stadt zum Marktplatz und nach der Siegerehrung ein großer Festball im Winzerverein Ahrweiler statt. Diese Veranstaltungen waren für die gesamte Ahrweiler Bevölkerung festliche Ereignisse und sehenswerte Darbietungen. Die gelungene Durchführung dieses Gauturnfestes gewann dem Verein die Anerkennung vieler Mitbürger und Selbstvertrauen in den eigenen Reihen.

Der erfreuliche Aufschwung des Turnvereins Ahrweiler wurdejäh unterbrochen durch den 1. Weltkrieg. Eine große Anzahl von Turnern wurde zu den Waffen gerufen, 22 fielen. Andere hatten körperliche Schäden erleiden müssen, so auch Turnwart Kehrer, dem es deshalb nach dem Krieg nicht mehr möglich war, die seit 1910 ausgeübte Funktion des Vorturners fortzuführen.

Aber schon am 17.7.1919 fanden sich 24 Mitglieder des Vereins auf Einladung des Vorsitzenden zu einer Generalversammlung ein, um die unterbrochenen Aktivitäten wieder aufzunehmen. Noch im gleichen Jahr öffnete sich der Turnverein für das Frauenturnen indem eine Frauenriege gegründet wurde.

1923 hätte der Turnverein Ahrweiler sein 25jähriges Bestehen feiern können, man sah aber wegen der landauf landab herrschenden materiellen Not in diesen Nachkriegs- und Inflationsjahren davon ab. Statt dessen führte man verschiedene Wohltätigkeilsveranstaltungen durch. Zu einer Weihnachtsfeier wurden über 100 arme Kinder eingeladen und beschenkt.

Besonders zu erwähnen ist noch, daß sich bereits 1921 eine Faustballmannschaft im Verein gebildet hatte. 1924 folgten eine Handball- und eine Fußballmannschaft, letztere aber nur für zwei Jahre. Diese neuen sportlichen Aktivitären veranlaßten den Vorstand, bei der Stadtverwaltung verstärkt auf den Bau eines wettkampfgerechten Sportplatzes hinzuwirken. Dies war auch deshalb wichtig, weil sich im Januar 1925 der katholische Jugendverein der Pfarrei St. Laurentius mit seinem Präses Kaplan Schreiner mit rund 60 Jugendlichen dem Turnverein anschloß. Im Juli desselben Jahres entstand dann auch noch eine Schwimmabteilung mit etwa 50 Mitgliedern. Man kann also feststellen, daß sich der als reiner Turnverein gegründete Verein den Erfordernissen der Zeit stellte und sich zu einem vielseitigen modernen Sportverein wandelte.

Neben dem erfreulichen Mitgliederzuwachs war dann auch die Fertigstellung des Ahrstadions. das nach fünfmonatiger Bauzeit im Juli 1925 seiner Bestimmung übergeben werden konnte, ein besonderer Anlaß zur Freude, denn dadurch wurde es möglich, das 34. Gau-Turnfest des Sieg-Rheingaues am 8.. 9. und 10. August in Ahrweiler auszurichten. Besondere Höhepunkte des Gaufestes waren ein bunter Festzug und die sportlichen Schauveranstaltungen und Wettkämpfe mit anschließender Siegerehrung im neuen Ahrstadion. Für den reibungslosen Ablauf der Wettkämpfe, Vorführungen und Mannschaftsspiele sorgten rund 150 Obleute. Kampfrichter und Funktionäre.

Nicht nur Großveranstaltungen festigten den Ruf der Ahrweiler Sportler als wettkampfstarke Turner. Es wurden auch Vergleichskämpfe mit Nachbarvereinen ausgerichtet, so im Dezember 1928 im Geräteturnen.

Weitere turnerische Höhepunkte für unsere Aktiven waren die Bezirks- und Gauturnfeste. Hierbei ging es nicht nur darum, sportliche Leistungen zu zeigen, sondern auch für die Vaterstadt Ahrweiler und den Ahrwein zu werben und dabei auch gesellige Stunden im Kreis der großen Turnerfamilie zu verbringen.

In den ersten Jahrzehnten nach der Vereinsgründung wurden für den Übungsbetrieb verschiedene Gasthofsäle und freie Spielflächen oder auch Straßen benutzt. Später standen Schulturnhallen zur Verfügung. Es war aber immer das Bestreben des Vereins, eigene Räumlichkeiten zu besitzen. Der erste Versuch 1922/23, einen eigenen Übungsraum auf einem an der Stadtmauer (jetzt Parkplatz an der Alveradisstr.) gelegenen Grundstück zu errichten, scheiterten sowohl an dem Einspruch des Provinzial-Konservators als auch an den durch die Inflation wertlos gewordenen finanziellen Mitteln. 1929 gelang es dem Vorstand, das Gebäude der jetzigen Burg Adenbach zu erwerben. Die Initialzündung, in diesem Haus eine Jugendherberge zu errichten, ging von unserem Turnverein aus. Der Herberge, in der 7 Schlafräume mit 80 Betten und 40 Notlager, 2 Tagesräume, ein Brausebad und Kochgelegenheiten eingerichtet wurden, gab man zum Andenken an zwei hervorragende Turnerpersönlichkeiten den Namen "Rehfeldt-Becker-Haus."

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Vier Turner mit dem Wanderpreis des Kreises Ahrweiler, 1927.

Die politischen Verhältnisse während der NS-Zeit zwangen 1939 im Zuge der Gleichschaltung nach dem Zusammenschluß aller in Ahrweiler sporttreibenden Vereine zur „Turn- und Sportvereinigung Ahrweiler" zur Aufgabe der Jugendherberge. Man verkaufte das Haus und übernahm von der Pfarrei St. Lau-rentius käuflich das damalige Kolpinghaus, jetzt Zunfthaus. Nach Ende des 2. Weltkrieges betrachtete man es als Ehrensache, dieses Gebäude der Kirchengemeinde wieder zurückzugeben und erhielt dafür ein Baugrundstück an der Gierenzheimer Straße.

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Plakat des 1. Sportfestes nach dem Zweiten Weltkrieg am 7.10.1945 in Ahrweiler.

Neuanfang 1945

Sobald die Verhältnisse es nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erlaubten, begannen die Ahrweiler Turner und Sportler wieder ihre Aktivitäten. Durch eine Anordnung der französischen Besatzungsmacht mußte in Ahrweiler ein Gesamtverein aller Sporttreibenden gebildet werden. Es fanden sich daraufhin in der „Rasensportvereinigung 98 e.V. Ahrweiler" die Handballer, Fußballer, Leichtathleten und Schwimmer, die Tischtennis-, Faustball- und Wintersportler sowie die Schachfreude zusammen. Die Turner waren nicht vertreten, weil dieser Sport in den ersten Nachkriegsjahren strikt verboten war. Erst 1949 konnte man wieder mit dem Turnen beginnen. Im gleichen Jahr trennten sich die Fußballer von dem Verein, um wieder mit ihrem alten Namen „Ahr-weiler-Ballspiel-Club" den Fußballsport zu betreiben. Da auch die Schachfreunde ausgeschieden waren, schlössen sich die sechs übrigen Abteilungen wieder unter dem Namen „Turn- und Sportverein Ahrweiler 98 e.V." zusammen. Dieser TuS Ahrweiler konnte in den folgenden Jahren große sportliche Erfolge erringen. Daran waren besonders die Leichtathleten beteiligt. die bereits seit 1945 unter der bewährten und tatkräftigen Leitung von Jupp Hilberath weit über die Stadt- und Kreisgrenzen hinaus sportliche Höchstleistungen vorzeigen konnten. Auf die Initiative dieser Leichtathleten geht auch das vermutlich erste große Sportfest nach dem Krieg auf deutschem Boden am 7.10.1945 im Stadion Ahrweiler zurück. Neben den sportlichen Leistungen ist besonders der damalige Einsatz der Vereinsmitglieder, vor allem wiederum der Leichtathleten, bei der Wiederherstellung und Instandhaltung wettkampfgerechter Anlagen zu erwähnen, wobei zunächst nur das veraltete Ahrstadion als einzige Sportstätte im Stadtbereich zur Verfügung stand. Hier wurden auch in den ersten Nachkriegsjahren mehrfach Vergleichskämpfe gegen Leichtathletik-Mannschaften der französischen und englischen Besatzungsmacht und benachbarte Sportvereine erfolgreich ausgetragen. Der feste Zusammenhalt und sportliche Ehrgeiz machte es damals einer aktiven Leichtathletik-Mannschaft möglich, sich bis in die 60er Jahre auch über die Grenzen ihrer Heimatstadt hinaus einen Namen zu machen. In dieser Mannschaft befanden sich anfangs sportliche Asse wie der Deutsche Meister Hub Huppertz. der sich immer seinem Heimatverein verbunden fühlte.

Der erste Hallensport nach dem Krieg war erst möglich nach dem Wiederaufbau der Turnhalle des Gymnasiums an der Wilhelmstraße. Dies kam hauptsächlich der Turnabteilung und den vielen von ihr betreuten Kindern und Jugendlichen zugute, die durch diese sportliche Betätigung auch Zugang zu den anderen im TuS Ahrweiler ausgeübten Sportarten fanden.

Der Zusammenschluß von Ahrweiler und Bad Neuenahr zu einer Stadt im Jahr 1969/70 vergrößerte das Angebot der Sportstätten ganz wesentlich. Da gleichzeitig dem Sport sowohl gesellschaftlich als auch politisch eine immer größere Bedeutung zukam, schnellte die Mitgliederzahl auch aufgrund des vielseitigen Sportangebotes und des gesteigerten Leistungsniveaus in den einzelnen Abteilungen nach oben. Dies stellte die Vereinsspitze vor neue Herausforderungen, die aber durch viel Idealismus und Einsatzbereitschaft auch in den Abteilungen gemeistert wurden. Neben den vielen ehrenamtlichen Abteilungs- und Übungsleitern sind hier besonders der damalige Vorsitzende Rudi Jarre (1954-1984) mit Geschäftsführer Heinz Reinnanh und der langjährige Vereinsund Kreisfachwart der Leichtathleten, Jupp Hilberath, zu nennen.

Das einstige Glanzstück des TuS Ahrweiler, die Leichtathletik. konnte nach einer gewissen Durststrecke mit viel Engagement zu neuem Leben erweckt und zu vielen Erfolgen geführt weden. Davon geben die zahlreichen umfangreichen Bestenlisten beredtes Zeugnis. Sportliche Erfolge, auch über die Stadt- und Kreisgrenzen hinaus, konnten die Leichtathleten des TuS Ahrweiler auch in der LG Kreis Ahrweiler erringen, in der sie sich aufgrund intensiver Bemühungen 1987 mit den Leichtathleten aus 8 anderen Vereinen mit finanzieller und ideeller Unterstützung des Kreisjugendamtes zusammenschlössen. Die Skala der Sportarten im TuS Ahrweiler ist groß. Seit den 1960er Jahren sind zum traditionellen Angebot u.a. folgende Sportarten hinzugekommen: Volleyball, Rhönradturnen, Tischtennis. Tennis. Schießsport, Bogenschießen und Triathlon. Die Mitgliederzahlen des TuS Ahrweiler sind von 231 Mitgliedern im Jahr 1955 auf nunmehr 1100 (1998) gestiegen. Seit 1984 ist Hermann Terponen Vorsitzender des erfolgreichen Vereins.

Rückblick und Ausblick

Beim Blick auf die Intentionen. die Ende des vergangenen und Anfang dieses Jahrhunderts zur Gründung der Turn- und Sportvereine rührten, fällt auf, daß es vor allem und in erster Linie um „Körperertüchtigung und Manneszucht" ging. Ein weiteres Ziel war die Förderung der „Vaterländischen Gesinnung". Dieser Grundhaltung und geistigen Gesinnung entsprachen die sportlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten. In den Versammlungsprotokollen und Veranstaltungsprogrammen der damaligen Zeit werden neben Geräteturnen und Freiübungen Stockfechten, Kriegsspiel. Exerzieren der Rekruten, Marschieren, Eilbotenlauf u.a. genannt.

§ 1 der Statuten des Turnvereins Ahrweiler vom 15.3.1898 lautete: „Der Zweck des Vereins ist die Förderung des deutschen Turnens als eines Mittels zur körperlichen und sittlichen Kräftigung sowie der Pflege deutschen Volksbewußtseins und vaterländischer Gesinnung. Alle politischen und religiösen Paneibestrebungen sind ausgeschlossen".

Die Begriffe „Freizeit" und „sinnvolle Freizeitgestaltung" sowie „körperliche und geistige Entspannung" in Verbindung mit Turnen und Sport waren zur damaligen Zeit noch nicht bekannt und gebräuchlich. Leistung und Wettkampf standen im Vordergrund.

Von den z. Zt. dem Sportbund angeschlossenen rd. 300 sporttreibenden Vereinen im Kreis Ahrweiler wurden 66 in den letzten 20 Jahren gegründet. Bei fünf von ihnen ist der Begriff „Freizeit" schon im Namen sozusagen als Programm enthalten. Nicht nur die Mitglieder dieser Vereine. sondern auch eine große Zahl von aktiven Sportlern anderer Vereine, ob jung ob alt. bezeichnen ihre sportliche Betätigung als Hobby, als sinnvolle Freizeitgestaltung, als Ausgleich zur Erhaltung körperlicher und geistiger Fitness.

In vielen Vereinen treiben selbsrversändlich auch unsere ausländischen Mitbürger Sport. Zwei Vereine sind offensichtlich von ausländischen Mitbürgern gegründet worden. An die Stelle der früheren ..vaterländischen Gesinnung" ist Völkerverständigung getreten. Die persönliche „sittliche Kräftigung" wird heute ergänzt durch Toleranz und Fairneß gegenüber dem Mitspieler und dem Gegner. Es hat sich viel gewandelt im Sport. Seine Bedeutung für unsere heutige Gesellschaft hat zugenommen. Wie sonst wäre es zu erklären, daß sich zur Zeit rund 40.000 Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder. das sind 30°/o der Gesamt-bevölkerung. im Kreis Ahr-weiler sportlich bestätigen?

Eine solch große Zahl von aktiven Sportlerinnen und Sportlern setzt entsprechende Organisationen voraus. Vereinsarbeit ist nicht möglich ohne Vorstände. Abteilungsund Übungsleiter, Mann-schafts-, Jugend- und Seni-orcnbetreuer und den Einsatz von Eltern und Lehrpersonen. Die weitaus meiste organistorische Arbeit kann und muß von den sogenannten „Ehrenamtlichen" geleistet werden. Ohne sie würde der Sport in der heutigen Vielfalt und im derzeitigen Umfang nicht weiter betrieben werden können.

Es bleibt deshalb sehr zu hoffen, daß die "Ehrenamtlichkeit" im heutigen Umfang erhalten bleibt und ihr die öffentliche Anerkennung zuteil wird. die ihr zusteht.

Quellen:
Ahrweiler Zeitung 1897 - 1939 (Mikrofilm im Kreisarchiv)

Festschriften, die ausgewertet werden: