Burgruine Landskrone gesichert?

Zur Rettung der wenigen Reste

Andreas Schmickler

Wer in den letzten Jahren in regelmäßigen Abständen den Gipfel der Landskrone mit offenen Augen erklommen hat, dem wird kaum entgangen sein, wie schnell sich der Zustand der wenigen noch vorhandenen Überreste der einstigen Burg, verschlechterte. Dies ist auch eine Folge der starken Nutzung des Bergkegels.

Die Landskrone ist aber nicht nur eine Burgruine, sondern auch ein Naturschutzgebiet von überregionaler Bedeutung in unserer Heimat. Schon 1928 wird in einem Sonderdruck der Rheinischen Heimatpflege von Professor Dr. Zepp auf die Schutzwürdigkeit der Bergkuppe hingewiesen. 1889 hatte sich dann sogar ein Verein zur Rettung der Bergkuppe gebildet, die vom Basaltabbau bedroht war. In dieser Zeit war nahezu jeder Basaltberg in der Nähe des Rheins vom Abbau für die Rheinkanalisierung gefährdet. So wurde z. B. auch der Scheidskopf zwischen Remagen und Kirchdaun, auf dem sich eine vorgeschichtliche Burganlage befand, ab 1870 abgebaut. Um einem Abbau der Landskrone zuvorzukommen, kaufte der Kreis größere Landflächen an der Bergkuppe und erwarb 1891 sogar den Grundbesitz des Vereins mit der Verpflichtung, für die Erhaltung des Berges für immer einzutreten.

Sanierungsmaßnahmen

Bei regelmäßigen Exkursionen zur Burgruine konnte ich über Jahre hinweg den stetigen Verfall der wenigen Reste der Burganlage durch Aufnahmen dokumentieren. Um diese Überreste langfristig zu retten, die uns ein Bild von der eins-tigen Pracht der Burganlage vermitteln können, kam es 1998 zu einem Treffen von engagierten Denkmalschützern. Anwesend waren u.a. Vertreter der Landespflege, der Denkmalpflege, die auch Gelder bewilligte, die 1999 investiert wurden. Außerdem Vertreter der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, die bis vor kurzem Pächter des Platos war, Heppinger und Lohrsdorfer Vereine, die Verwaltung des Grafen von Kanitz und deren für die Maßnahmen verantwortlicher Architekt sowie der Verfasser dieses Beitrags.

Die Herausforderung bei der Sicherung bestand darin, landespflegerische und denkmalpflegerische Forderungen zu berücksichtigen.

Schließlich kann ein entsprechender Bewuchs die Mauern auch z. B. vor Frost schützen. Anderseits würde eine von jeglichem Bewuchs befreite Ruine auch ihren romantischen Charakter verlieren.

Oberstes Tor (Pforte) der Landskron vor der Sanierung, 1999

Detailaufnahme Oberstes Tor (Pforte) nach der Sanierung, Anfang 2000

Da ohne großen Maschineneinsatz gearbeitet wurde, waren die Voraussetzungen für eine das Denkmal und die Natur schonende Sanierung gegeben. Behutsam wurden Bäume entfernt, deren Wurzeln die Mauern zu sprengen drohten oder bereits gesprengt hatten, wie am Oberen Tor. Weil die Mauern einen Lebensraum für seltene Lebensgemeinschaften von Pflanzen und Tieren bildeten, wurde nicht jeglicher Bewuchs entfernt. Durch die Freilegung wurden die vorher beschatteten Mauern wieder zu besonnten Flecken, die sonst verfallen wären und damit auch ihre Bedeutung als Kleinbiotope verloren hätten.

Hier ist aber auch eine regelmäßige Pflege im Sinne des Naturschutzes notwendig, um die Artenvielfalt zu erhalten.

Rekonstruktionszeichnung der Obersten Pforte von Andreas Schmickler, 2000

Zu den bisherigen Sanierungsmaßnahmen gehörten Arbeiten an den Resten des Mittleren Tors (Schießschart) sowie Sicherung des Fundaments des danebenliegenden Wachturms, der fälschlicherweise als Brunnen angesehen wird.

Die Hauptarbeiten galten aber dem einstmals repräsentativen Oberen Tor (Oberste Pforte), von dem noch mehrere Meter hohes Gussmauerwerk stand. Nach der Sanierung ist dieses Tor in seiner einstigen Gestaltung wieder vorstellbar mit seinen abgerundeten Mauern links und rechts, der Fassung der Schmuckteile und Fenstereinfassungen in Tra­chyt vom Drachenfels, dem Mauerwerk aus Basalt, der unterhalb der Burganlage gebrochen wurde, sowie der Verwendung von Tuff, der wahrscheinlich aus der Krufter Gegend stammte und für Gewölbe und Bögen Verwendung fand.

Die teilweise 130 cm dicken Mauern bestanden außen aus gesetzten Steinlagen, innen aus Gussmauerwerk. Dieses bildet auch heute noch die stabilsten Bestandteile der Mauerreste. Die Basaltblende ist oft schon verfallen. Den Sand für den Mörtel fand man in nahegelegenen Kiesgruben. Ein ehemaliger Hof in der Gemarkung Gimmingen, der „Sandkauler Hof", hatte sogar seinen Namen von diesen Sandgruben.

Das Obere Tor war nicht nur wehrhaft, sondern auch ein repräsentatives Bauwerk, wie es sich für eine Reichsburg gehörte. Denn warum sonst hätte man dieses Tor mit romanischen Säulen geschmückt, von denen leider vor Ort keine mehr erhalten ist.

Wie haben wir uns dieses Tor ursprünglich vorzustellen? Ähnlich gestaltet, aber kleiner dimensioniert, ist der Eingang der Kirche in Altenahr aus dem 12. Jahrhundert. Insgesamt kann es mit seinen Flanken mit dem Ahrtor in Ahrweiler verglichen werden. Denkbar ist, dass sich der Baumeister der Ahrweiler Stadtbefestigung an der etwa 50 Jahre zuvor entstandenen Burganlage orientierte.

Um eine Vorstellung zu vermitteln, wie dieses Burgtor ausgesehen haben könnte, habe ich eine Rekonstruktionszeichnung gefertigt.

Nach den erhaltenen Mauerresten muss die Toreinfahrt etwa 4,40 m hoch gewesen sein. Das Tor war dreifach gesichert. Es hatte ein Außentor, das vielleicht nur im Ernstfall eingebaut wurde, weil es sehr hinderlich war, ein Fallgitter und ein inneres Tor, dessen Querverriegelauflage noch im Torbau erhalten ist. Dies gilt auch für den Schlitz des Fallgitters. Um das Fallgitter hochziehen zu können, benötigte die Toranlage einen ausreichenden Raum über der Einfahrt. Dieser muss mindes-tens 4 m hoch gewesen sein.

An den Torbau schlossen sich links mindestens zweigeschossige Räumlichkeiten der Oberburg an. Auf der rechten Seite wurde spätestens Anfang des 15. Jahrhunderts ein Haus angebaut.

Zur weiteren Sicherung der Burgruine gibt es noch viel zu tun. Es wäre wünschenswert, dass das Landesamt für Denkmalpflege weiterhin kleine Maßnahmen unterstützte. Vielleicht finden sich dann auch wieder enthusiatische freiwillige Helfer, die eine Spezialfirma zur Sanierung durch ehrenamtliche Arbeit entlasten, um Kosten zu sparen.

Insgesamt bleibt zu hoffen, dass es zu keiner Zerstörung durch übermotivierten „Sanierungseifer" kommt, der den romantisch-wilden Charakter der Burgruine in die Ödnis eines Vorgartens verwandelt.