Kompetente Hilfe rund um den Erdball

Das Technische Hilfswerk (THW) im Kreis Ahrweiler

J o c h e n    T a r r a c h

Das Technische Hilfswerk (THW) ist wohl jedem Bürger besonders durch seine spektakulären Einsätze in Katastrophengebieten rundum die Welt in den letzten Jahren ein Begriff geworden. Auch Bürger aus dem Ahrkreis sind immer wieder dabei, wenn irgendwo Menschen in Not sind. Spektakulärstes Beispiel zweifellos die Tsunamikatastrophe zu Weihnachten 2004 in Südostasien. Es gibt wohl weltweit keine andere Hilfsorganisation, die auf einer vergleichbaren Kombination aufbaut wie das Technische Hilfswerk (THW) - eine auf Bundesebeneangesiedelte hauptamtliche Verwaltung und Einsatzkoordination sowie eine Einsatztruppe, die aus regional organisierten Ehrenamtlichen besteht. Regional organisiert, das bedeutet für den Kreis Ahrweiler die beiden in Sinzig und Ahrweiler beheimateten THW-Ortsverbände.

Grundstein 1950

Den Grundstein für diese ungewöhnliche abereffektive Organisationsform legt ein Brief vom16. September 1950. An diesem Tag bekommt Otto Lummitzsch vom damaligen Bundesinnenminister Gustav Heinemann den Auftrag zur „Aufstellung eines zivilen Ordungsdienstes". Schon im Jahre 1919 hatte der ehemalige Pionieroffizier Lummitzsch die Idee, ehrenamtliche Helfer zu gewinnen, um bei Katastrophen und Unglücksfällen mit technischem Gerät Hilfe zu leisten. So gründete er gleich nach dem Ersten Weltkrieg die "Technische Nothilfe". Schon diese Vorläuferorganisation des heutigen THW war ausschließlich vom humanitären Gedanken getragen. 31 Jahre später erhielt nun Lummitzsch erneut den Auftrag, eine Organisation mit ehrenamtlichen Helfern für den Katastrophenschutz aufzubauen. Sie bekam den Namen „Technisches Hilfswerk" (THW). Seither hat die Hilfsorganisation eine kontinuierliche Entwicklung durchgemacht und genießt heute in der Bevölkerung ein hohes Ansehen. Dieblauen Einsatzanzüge der Helfer sind bei großen Unfällen und Naturkatastrophen im In- und Ausland für die hilfsbedürftigen Menschen und in den Medien daheim ein gewohntes Bild geworden. Man kann sich auf sie verlassen. Durch ihre kompetente Hilfe sind sie auch zu Botschaftern unseres Landes geworden. Bundesweit engagieren sich heute 79000 Bürgerinnen und Bürger in den 668 THW-Ortsverbänden zum Wohle der Mitmenschen. Sie sind da, wenn man sie braucht, schnell und unbürokratisch, in der Heimat und rund um die Welt.

Aufnahme von den Anfängen des THW im Ahrtal

THW-Ortsverband Ahrweiler

So waren in den vergangenen Jahrzehnten auch Helfer aus dem Ahrkreis immer wieder in der ganzen Republik und auch weltweit im Einsatz. Schon am 15. Januar 1953 wurde in der damaligen THW-Bundesschule in Marienthal der THW-Ortsverband Ahrweiler mit den Stützpunkten in Dernau und Bad Neuenahr unter der Leitung vom Matthias Großgarten gegründet. 1975 wechselte der Sitz des Ortsverbandes in die alte Grundschule nach Kalenborn, bis er schließlich am 15. Juli 1993 seinen heutigen Standort an der Sebastianstraße 117im Herzen der Kreisstadt bezog. Ein leer stehendes, der Nette-Brauerei Koblenz gehörendes Gebäude, bot bisher geeignete Räumlichkeiten. Doch die immer umfangreicher und moderner werdende Ausrüstung macht es nun erforderlich, eine neue Unterkunft zu bauen. So laufen derzeit Gespräche, an selbiger Stelle ein komplettneues Unterkunftsgebäude zu errichten. Pläne, in die Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) an der Ramersbacher-Straße umzuziehen, wurden endgültig verworfen. Der Ortsverband, dem heute Axel Schmieding als Ortsbeauftragter vorsteht, verfügt über 52 aktive Helfer, 14 Reservehelfern sowie 45 Althelfern in einem„Technischen Zug" mit zwei Bergungsgruppen sowie der Fachgruppe Beleuchtung. Die elf Junghelfer bilden eine Jugendgruppe. Als Einsatzländer der Ahrweiler-Helfer seien nur der Sudan, Zaire, Ruanda und die Türkei genannt. Hilfstransporte nach Russland gehörten ebenso zum Aufgabenspektrum. Aber auch im eigenen Lande, zum Beispiel bei Hochwasser an Elbe und Rhein oder bei der Errichtung von Notunterkünften für DDR-Flüchtlinge im Jahr1989, sind die Helfer aus der Kreisstadt stets dabei gewesen. Erinnert sei an dieser Stelle an die ehemaligen Ortsbeauftragten Matthias Großgarten, Nikolaus Mies, Manfred Mies, Willibald Näkel, Kurt Bornträger, Wolfgang Klawonn und Carl-Heinz Conradt.

Für alle Katastrophen gerüstet: Einsatz des THW mit modernster Technik

THW-Ortsverband Sinzig

In Sinzig war es im Jahr 1969 Jakob Broetz, derdie Idee hatte, einen eigenen THW-Ortsverband zu gründen. Besonders im Ortsteil Löhndorf gab es zahlreiche Interessenten und bald waren die ersten zehn Helfer beisammen. Bürgermeister Heinrich Holstein unterstützte den Gründungsgedanken, und als schließlich Leo Exius bereit war, die Leitung zu übernehmen, konnte im August 1970 im Sinziger Schloss der„Stützpunkt des Ortsverbandes Sinzig desTHW" gegründet werden. Ein Jahr später wurde daraus der „THW-Ortsverband Sinzig". Bürgermeister Holstein vermittelte als Unterkunft zwei Räume in der alten Schule am Kirchplatz, dem heutigen Rathaus. Zu größeren Übungen wurden Fahrzeuge der Katastrophenschutzschule des Bundes bereit gestellt. Erst 1971 bekam der Ortsverband zwei eigene Fahrzeuge, einen Hanomag und einen Borgward. 1972 zog man in die Gebäude der ehemaligen Straßenmeisterei in der Koblenzer-Straße 94. Ständig verbesserte Ausrüstung, so zum Beispiel mit einem schweren 14 Meter Tonnen Kran auf MAN-Fahrgestell, machten im Jahr 1999 den Bau einer neuen, großzügigen Unterkunft am Mosaikweg im Sinziger Gewerbegebiet notwendig. Im August 2000 wurde sie bezogen. Heute besteht der Ortsverband aus einem„Technischen Zug" mit zwei Bergungsgruppen sowie der Fachgruppe Wassergefahren mit ihren Booten. Zusammen mit den Reservehelfern gehören rund 100 Helfer dem Ortsverband an. Etwa 20 Jugendliche erlernen erste Helferfähigkeiten in der Jugendgruppe. Durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit in den letzten Jahren erfuhren die Bürger von Einsätzen der Sinziger Helfer in den GUS-Staaten (Hilfstransporte), Mexiko (Erdbeben), Tunesien (Aufbauhilfe), Mosambik (Hochwasser), an der Oderund Elbe (Hochwasser), in Indonesien (Tsunami) und den USA (Hochwasser New Orleans). Aber auch die Bürger von Rolandseck, Oberwinter, Remagen und Bad Breisig wissen bei den Hochwassern des Rheins die THW-Helfer zuschätzen. Zu schätzen weiß sie aber auch Helmut Radermacher, Mitorganisator des jährlichen Truck Grand Prix auf dem Nürburgring oder der ADAC bei seinem 24-Stunden-Rennen,denn bei beiden Großveranstaltungen leisten die THW-ler Hilfestellung. Für den Landkreis Ahrweiler hält das THW eine Dekontaminations-Anlage vor, z. B. für Fahrzeuge. Nach Leo Exius und Eckhard Hoffmann führt seit 1987 Frank Schulze den Ortsverband. Er zählt inzwischen als Bundessprecher der über 79 000 Helfer in der Republik zu den profiliertesten Helfern überhaupt. Hohe Anerkennung erfuhren die THW-Helfer des Ahrkreises im Jahr 2004, als ihnen von Landrat Dr. Jürgen Pföhler die Ehrenplakette des Kreises Ahrweiler verliehen wurde.

 

Großeinsatz des THW, das mit anderen Rettungsdiensten eng zusammenarbeitet, bei einem schweren Unfall.

Helfervereinigungen

Untrennbar dazu gehören in Ahrweiler ebenso wie in Sinzig die THW-Helfervereinigungen. Helfer und Förderer des technischen Hilfswerkeshaben sich darin zusammengeschlossen, um in der Öffentlichkeit für das THW zu werben, aber auch um den einzelnen Ortsverbänden, die finanziell vom Bund getragen werden, kleinere und ortsspezifische Wünsche an Ausrüstung zu erfüllen. Weitere Hauptaufgabe ist die Unterstützung der Kameradschaft, ohne die kein Ortsverband funktionieren würde. Deshalb sind die Helfervereine ständig in der Bevölkerung auf der Suche nach Mitgliedern und Spendern, die bereit sind, einen kleinen jährlichen Obolus zu diesem Zweck zu entrichten. Die Mitgliedschaft im THW selbst ist natürlich beitragsfrei. Jochen Tarrach aus Löhndorf leitet in Sinzig und Heinz Dieter Brand in Ahrweiler die Helfervereinigung