Professor Dr. Bernhard Kreutzberg (1931 - 2006)

Nachruf auf den Wissenschaftler, Heimatkundler und Kulturfreund

A n d r e a    S i m o n s

Mit dem Tod von Professor Dr. Bernhard Kreutzberg hat der Kreis Ahrweiler einen traditionsbewussten und engagierten Wissenschaftler, Heimatkundler und Kulturfreund verloren. Er verstarb am 14. März 2006 im Alter von 74 Jahren. Der Herzchirurg war Autor von mehr als 50 medizinischen Publikationen, Präsident der Are-Künstlergilde, Schützenkönig und Träger des Bundesverdienstkreuzes. Er widmete sein Leben seinem Beruf als Arzt, seiner Heimat und der Kunst und verschrieb sich dem Ehrenamt.

Bernhard Kreutzberg wurde als ältestes von drei Kindern am 9. Juni 1931 in Ahrweiler geboren. Sein Vater war Chefarzt am Sankt Maria- Josef-Krankenhaus und später am Krankenhaus Maria Hilf in der Kreisstadt. Seine Mutter war eine Tochter des Ahrweiler Sanitätsrats Dr. Wilhelm Nießen. Im Anschluss an die Schulzeit am Ahrweiler Gymnasium und an das Abitur in Bad Godesberg fühlte der junge Bernhard die gleiche Berufung wie der Vater: Er studierte Medizin in Bonn, München, Freiburg und Innsbruck.

Nach der Facharzt-Ausbildung habilitierte er 1970 an der Universität Bonn. Als Professor für Herz- und Lungenchirurgie war er anschließend in Bonn sowie an der Universität Düsseldorf tätig, wo er 1975 zum Wissenschaftlichen Rat ernannt wurde.

Bernhard Kreutzberg war spezialisiert auf Operationen am offenen Herzen mit der Herz-Lungen- Maschine sowie auf die Herzchirurgie bei Kindern und Säuglingen.

Sein Herz aber schlug immer in besonderem Maße für seinen Geburtsort Ahrweiler, in den es ihn im Jahr 1978 wieder zurückzog, nicht zuletzt weil Rückenschmerzen ihm Probleme bei langwierigen Operationen am OP-Tisch bereiteten. Bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben 1995 praktizierte Bernhard Kreutzberg in seiner Praxis an der Poststraße in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Er lehrte aber weiterhin als Gastprofessor an den Universitäten Bonn und Düsseldorf. Zudem war er Delegierter der Landesärztekammer, in mehreren Berufsorganisationen sowie als Oberstabsarzt der Reserve tätig.

Im Auftrag von Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner erhielt Bernhard Kreutzberg im November 2004 in Mainz das Bundesverdienstkreuz am Bande aus den Händen der rheinland- pfälzischen Bildungsministerin Doris Ahnen. Auch in Anerkennung seiner wissenschaftlichen und sozialen Verdienste erinnerte die Ministerin bei der Übergabe besonders an eine Leidenschaft des damals 73-Jährigen: Die Förderung von Kunst und Kultur.

Bernhard Kreutzberg wuchs gleichsam mit der Kunst auf. Schon der Vater war ein engagierter Sammler antiker Werke, und der Sohn belegte gar einige Seminare in Kunstgeschichte während der Studienzeit in München. Barock und Gotik fanden seine spezielle Aufmerksamkeit. 1989 gründete Bernhard Kreutzberg den Kunstverein des Kreises Ahrweiler, dem er auch vorstand. Auf Lebenszeit war er zudem zum Präsidenten der Are-Künstlergilde gewählt, die als älteste ihrer Art in Rheinland-Pfalz 2006 auf eine 65-jährige Geschichte zurückblickt. Seit 1978 leitete er die Geschicke der Organisation, die offen ist für alle Kunststile und die das Ziel verfolgt „die Künstler für ihre Arbeit freizumachen, ohne allerdings auf gemeinschaftliches Verhalten in der Gruppe zu verzichten“, wie Bernhard Kreutzberg zum Goldjubiläum der Gilde als Autor im Heimatjahrbuch 1991 anmerkte.

Prof. Dr. Bernhard Kreutzberg (1931-2006)

Er verstand es, in seinen Reden sowie im persönlichen Gespräch sein Gegenüber zu fesseln. Toleranz und Zeit für die Menschen waren ihm wichtig. Seine ruhige und ausgeglichene Art war eines seiner Hauptmerkmale.

Sportliche Meriten verdiente sich Bernhard Kreutzberg in jungen Jahren als Leichtathletik- Landesmeister im 100-Meter-Lauf und als Studentenmeister im Skifahren. In späteren Jahren fand er Erholung bei Wanderungen durch das Ahrtal. Auf Spaziergängen erklärte er den Kindern und Enkelkindern seiner Lebensgefährtin Edith Kögl, mit der er bis zu seinem Tod 40 Jahre zusammenlebte, mit Geduld und Hingabe die Flora und Fauna seiner Heimat, zwei weitere Steckenpferde des umfassend Gebildeten.

Bernhard Kreutzberg hatte die Fähigkeit, andere zu überzeugen und sie für kulturelle Projekte zu gewinnen. Diese Gabe setzte er beispielsweise ein bei der Restaurierung der 14 barocken Kreuzwegstationen, die vom Ahrtor bis zum Calvarienberg reichen.

Die Restaurierung der Helenastatue am Kloster Calvarienberg war ihm bis zuletzt ein Anliegen. Bernhard Kreutzberg war erfüllt von der Liebe zu seiner Heimat, deren Geschichte und Sprache. Er hielt selbst Mundartvorträge und plädierte etwa im Vorwort des 2005 erschienenen „Ahrweiler Mundart ABC“ von Gisbert Stenz dafür, die Jugend für das Ahrweiler Platt zu interessieren.

Die Liste seiner Vereinsmitgliedschaften ist lang. So war er beispielsweise seit der Gründung des Bürgervereins Synagoge 1982 deren Mitglied. Er war Vorsitzender der Badeärztlichen Vereinigung Bad Neuenahr und gehörte seit 1974 dem Elitecorps der Ahrweiler Sankt Sebastianus Bürgerschützen an.

Das letzte Geleit gaben die Schützenkameraden ihrem König der Jahre 1984 bis 1987 am 20. März 2006. Bernhard Kreutzberg wurde auf dem Friedhof am Ahrtor in Bad Neuenahr-Ahrweiler begraben.