Aspekte aus der wechselvollenGeschichte von Blasweiler

Rudolf Leisen

Das kleine Eifeldorf Blasweiler besitzt nur wenige Häuser und liegt in stiller Abgeschiedenheit, aber herrlicher Naturlandschaft in rund 450 Meter auf der Eifelhöhe. Der ursprünglich selbständige Ort gehört heute zur Gemeinde Heckenbach.

Kaum jemand würde heute vermuten, dass Blasweiler ein alter Pfarrort ist. Die älteste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 992. Am 19. Mai 9921) schenkte König Otto III. seinen Getreuen, den Brüdern Sigebodo und Richwin, ein genau umschriebenes über 100 Quadratkilometer großes Gebiet als Jagdrevier. Hierzu gehörte auch „Blassenvillare“ – das heutige Blasweiler. 1992 beging Balsweiler seine 1000-Jahr-Feier.

Ursprüngliche Lage am „Fuchskopf“

In der Grenzbeschreibung dieses Gebietes ist die heute noch bekannte Kohlstraße von der Hohen Acht bis zum Dorf Blassenvillare (Blasweiler) als Grenze angegeben. Aufgrund dieser Lagebeschreibung liegt die Vermutung nahe, dass Blasweiler damals nicht an der heutigen Stelle lag, sondern rechts neben der heutigen Landstraße 84 unmittelbar unterhalb vom Fuchskopf, wo im späten Mittelalter der „Hof Horschenborn“ und heute das „Gasthaus zum Amerikaner“ liegt. Die dort noch bestehende Quelle lieferte zu allen Zeiten genügend Quellwasser für Mensch und Tier und war damit die wichtigste Voraussetzung für die Anlage einer Siedlung.

Kohlstraße als Grenze

Archäologen stufen die Kohlstraße als einen frühgeschichtlichen Kulturweg ein, der dann von den Römern weiter ausgebaut wurde. Die Kohlstraße dürfte demnach neben ihrer grenzgebenden Funktion schon zur Römerzeit ein wichtiger Verkehrswegen zwischen Eifel und Rhein gewesen sein. Nach den archäologischen Fundstellen zu urteilen, befanden sich entlang der Kohlstraße eine Reihe von Straßenstationen, die als Unterkunftshäuser für Reisende und als Umspannstationen zum Pferdewechsel gedient haben können. Vielleicht handelte es sich bei dem in der Urkunde von 992 erwähnten „Grenzort“, bzw. der Siedlung „Blassenvillare“, um eine solche ehemalige Straßenstation. Bodenfunde scheinen dies zu erhärten. So fand man im Jahre 1915 in dem benannten Bereich drei Gräber, die unmittelbar neben der Straße (L 84) von Schellborn nach Ramersbach freigelegt wurden. Neben Knochenresten entdeckte man an Grabbeigaben einen Krug und eine kleine Schüssel. Beim Pflügen wurden die Inhalte von weiteren Gräbern zu Scherben zerstoßen. Mauerreste, Dachziegel und Gefäßscherben kamen bei Feldbestellungen zu Tage.

Blasweiler als altes Pfarrdorf

Frühe Urkunden zur Verlegung des Dorfes und dessen Anfänge sind in schriftlichen Quellen nicht greifbar. Als Pfarrei im Ahrgaudekanat wird Blasweiler („Blaswilre“) im „Liber valoris“2) 1316 genannt. Die Dorfkirche stammt auch vom Ende des 13. Jahrhundert. Außer dem Anbau einer Sakristei im 18. Jahrhundert und dem Außenputz von 1912 ist diese Kirche bis heute noch in der ursprünglichen Substanz erhalten.

Glocken

Das Alter der Pfarrei wird auch durch alte Glocken dokumentiert. So besaß der Ort eine Glocke vom Anfang des 14. Jahrhunderts, die allerdings 1943 bei der Beschlagnahmung der Glocken zerstört wurde. Eine weitere alte Glocke aus dem Jahre 1400 ist eine der ältesten noch erhaltenen Arbeiten des bekannten Glockengießers Christian Duisterwalt aus Köln. Aus der Werkstatt der Glockengießerfamilie Duisterwalt stammten zudem auch noch Glocken in Beul-Neuenahr (1381), Dernau (1385), Gimmigen (ohne Jahresangabe), Leimersdorf (1314) und Bengen (1427).3)

Der besondere Seltenheitswert der Blasweiler Glocken bestand darin, dass die beiden alten Glocken zusammen noch ein mittelalterliches Geläut darstellten.4) Wegen ihrer Seltenheit waren diese Glocken bereits 1917 vom Provinzialkonservator als „unbedingt zu schützen“ eingestuft worden, denn in Kriegszeiten waren Glocken eine begehrte Metallreserve, die bei Bedarf eingeschmolzen wurden. Eine Glocke aus dem Jahre 1737 wurde sofort als im Bedarfsfall zur Überlassung an die Heeresverwaltung eingestuft.

Am 20. November 1942 wurde die Beschlagnahme der Glocken verfügt. Die Abnahme der Glocken erfolgte dann am 21. April 1943, wobei beim Abseilen die größte Glocke herunterfiel und zu Bruch ging. Die Bruchstücke wurden zusammen mit den beiden anderen Glocken nach Sinzig zum Glocken-Sammelplatz transportiert. Die erhaltenen Glocken überstanden den Krieg und kehrten danach wieder an ihren Platz im Glockenturm von Blasweiler zurück. 1939 wurde Blasweiler wegen der Anlage des Luftwaffenübungsplatzes Ahrbrück geräumt. Bis dahin war es Pfarrort. Nach der Wiederbesiedlung wurde es von 1951 bis 1979 wiederum Pfarrort. Heute gehört es zur Pfarrei Niederheckenbach.

Entwicklung

Die Einwohnerzahl von Blasweiler hat sich im Laufe der Jahrhunderte nur wenig verändert. Im Jahre 1662 lebten hier 11 Familien (76 Personen), 1925 waren es 152. Heute leben hier 84 Einwohner (2006). Insgesamt besteht der Ort aus 32 Gebäuden.

Die Lebenshilfe Kreis Ahrweiler e. V. unterhält in Blasweiler ein Haus zur Betreuung von älteren und auch behinderten Menschen, die in ländlicher Umgebung leben möchten.

In Blasweiler ist auch die weltweit bekannte Firma FILOX ansässig, die hier mit rund 25 Mitarbeitern Kammerfilterpressen herstellt, von denen weltweit über 1000 im Einsatz sind.5)

Anmerkungen:

  1. Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Bestand Kurköln Nr. 2
  2. Regesten des Kölner Erzbischof Heinrich II von Virneburg (1304 – 1332)
  3. Dr. Hans Frick (1930)
  4. Gutachten von Dr. Neu von 1940
  5. Vgl. Rudolf Leisen: Chronik von Ramersbach und der Gemeinde Heckenbach 992-1992. Ramersbach 1992. Ansicht von Blasweiler, um 1900

Ansicht von Blasweiler, um 1900