„Ein Baum wird an mich erinnern“

Generationenwald wurde auf dem Sinziger Mühlenberg eröffnet

Johannes Büchel

„Es war einmal...“ könnte dieser Bericht beginnen. Ja, es war einmal die Absicht zweier Städte, gemeinsam eine Landesgartenschau im Jahre 2008 an der Ahr zwischen Bad Neuenahr-Ahrweiler und Sinzig auszurichten. Viele gute Ideen wurden bald von der Bevölkerung, aber auch von amtlichen Einrichtungen der Region an die Planungsgruppe herangetragen. Als dann aber Bingen am Rhein den Zuschlag für die Gartenschau erhielt, sollten die vielen Anregungen nicht verloren gehen. Eine davon stammt vom Leiter des Forstamtes Ahrweiler, Hans-Jörg Pohlmeyer und dem Sinziger Revierförster Stephan Braun. Sie wurde im Herbst 2005 Wirklichkeit: Ein Generationenwald für Sinzig.

„Generationenwald“? Was das ist? Zunächst war es einfach eine gerodete Fläche hinter der Schutzhütte auf dem Sinziger Mühlenberg. Hier sollen künftig einmal jährlich an „Baumtagen“ Bürger aus den verschiedensten Anlässen ihren Baum pflanzen können. Dazu erwerben sie im Büro für Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung einen Baumgutschein und geben dabei den persönlichen Anlass zur Baumpflanzung an. Der Förster beschafft dann die Bäume, die in einer gemeinsamen Aktion gesetzt werden. Soweit die Grundidee und die kam bestens an.

Am ersten Pflanztag, am 19. November 2005, waren es rund 30 Bäume, die hier gepflanzt wurden und den Grundstock für den künftigen Wald bilden. Dass es ein Wald und kein gepflegter und herausgeputzter Park werden soll, das wurde durch Bürgermeister Wolfgang Kroeger bei der Eröffnung besonders herausgestellt. Zwar soll am Wegesrand ein Baumkataster Auskunft darüber geben, wer aus welchem Anlass einen Baum gepflanzt hat und wo sich dieser Baum befindet. Ansonsten aber wird die Fläche einmal ein wirklicher Wald sein, wo es Unebenheiten gibt, wo Unterholz wächst und wo sich im abgestorbenen Astwerk neues Leben entwickelt.

Große Baum-Pflanzaktion im Sinziger Generationenwald, 2005

Vielfältige Gründe

Vielfältige Gründe sind es, welche die Käufer dazu bewegten, einen Baum auf dem Mühlenberg zu pflanzen. Zwei Familien pflanzten ihn für den ersten Enkel. Es gibt mehrere Familienbäume, die auch von den Eltern mit den Kindern gesetzt wurden. Ein Mädchen erinnert mit einem Baum an den Schulabschluss, ihre Schwester an einen besonderen sportlichen Erfolg. Das sind nur einige Auszüge aus den Intentionen der ersten Sinziger, die mit ihren Bäumen den Generationenwald begründeten. Und dann gab es noch Bäume, die von der Stadt gewidmet wurden. Pastor Gerhard Hensel hat jetzt einen eigenen Baum, der an sein 40-jähriges Priesterjubiläum erinnert. Jedem Stadtteil wurde ein Baum gewidmet und vom jeweiligen Ortsvorsteher gepflanzt. Das große und das kleine Prinzenpaar der vergangenen Session und die Einschulungsklassen der Grundschulen waren ebenfalls mit Eifer dabei, ihren Baum zu pflanzen. Im entstehenden Wald herrschte emsiges Gewusel bei der Pflanzaktion.

Spontan äußerte dabei ein Knirps der Westumer Hellenbachschule: „Das ist jetzt unser Baum, auf den passen wir auf“. Einer der Pflanzer sagte nachdenklich: „Der wird an mich erinnern, wenn ich nicht mehr bin“. Und neben all den gekauften und gewidmeten Bäumen des ersten Pflanztages gab es, wenn man so will, auchnoch einen Überraschungsbaum. Der gehört Revierförster Stephan Braun. Bürgermeister Kroeger schenkte ihm als engagiertem Ideengeber des Generationenwaldes zum 25-jährigen Dienstjubiläum eine Eiche. Woraufhin der überraschte Förster nicht nur den anderen beim Eingraben der Bäume half, sondern auch seine eigene Eiche pflanzen konnte.

Und die gute Stimmung bei der Pflanzaktion zeigte, dass die Sinziger diesen Wald annehmen, dass es schon „IHR“ Generationenwald geworden ist.